


Exklusives Interview Wie gefährlich ist die Deutsche Bank, Herr Cryan?
Stand: 07.08.2017, 10:26 Uhr
Dieser Frage geht eine aktuelle Reportage des Hessischen Rundfunks nach. Das komplette Interview mit Deutsche-Bank-Chef John Cryan können Sie hier bei boerse.ARD.de sehen.
Im Interview zeigt sich der sonst eher zurückhaltende Deutsche Bank Chef von seiner offenen Seite. Wie ist er zum Banker geworden? Steht er auf Luxus? Und: Macht ihn Donald Trump nervös? Auch über die Zukunft der Bank spricht er: Sie soll wieder "das Herz von Deutschland" werden, gleichzeitig soll sie weiterhin international eine große Rolle spielen. Aber wie passen diese beiden extrem konträren Pfeiler zusammen?
Die Deutsche Bank von Innen - noch nie gesehene Bilder
Auch auf die Frage aller Fragen "wie gefährlich ist die Deutsche Bank?", gibt Cryan entschieden Antwort. Letztes Jahr wurde die Bank von der Schlagzeile überrollt, sie sei die gefährlichste Bank der Welt. Zuvor hatte der Internationale Währungsfonds die Bank als "bedeutendsten Träger systemischer Risiken" bezeichnet. Wie die Bank damit und mit den milliardenschweren Altlasten aus kriminellen Geschäften und den extremen Kosten umgeht, zeigt die Dokumentation "Wie gefährlich ist die Deutsche Bank?". Dabei geht es auch darum, wie die Bank das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen kann.
Laut Kommunikationschef Jörg Eigendorf geht das nur mit "Offenheit" und "Transparenz", was die Dokumentation überhaupt ermöglicht hat. Die wichtigsten Manager der Deutschen Bank kommen zu Wort. Außerdem zeigt der Film exklusive Bilder der Firmenzentralen in Frankfurt, London und New York.



Wie gefährlich ist die Deutsche Bank, Herr Cryan?
"Wie gefährlich ist die Deutsche Bank?"
"Wie gefährlich ist die Deutsche Bank?" – so lautet der Filmtitel und diese Frage stellt sich: Auch Jahre nach der Finanzkrise ist immer noch unklar, wie riskant die Geschäfte genau sind, die in den Büchern des Instituts stehen. Und weil die Deutsche Bank mit den Finanzmärkten auf der ganzen Welt vernetzt ist, kann sie schnell Auslöser einer neuen Krise werden. Der Film beschäftigt sich deshalb mit der Frage, ob und wie die Deutsche Bank mit ihrer Führungsriege den Neustart schafft. Einschätzungen dazu geben unter anderem Analysten, Professoren und Politiker.
Als die Journalisten Ingo Nathusius, Julia Klüssendorf und Stefan Jäger ihre Recherchen begannen, hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) der Bank das höchste systemische Risiko bescheinigt, Grundlage für die Schlagzeile "gefährlichste Bank der Welt". Schlecht fürs ohnehin angekratzte Image. Außerdem drohte aus den USA eine gigantische Strafzahlung von 14 Milliarden Dollar wegen fragwürdiger US-Immobiliengeschäfte.
Einfach waren die Dreharbeiten nicht
Sie bekamen Zugang zur Vorstandsetage – als erstes Filmteam seit Jahren. Einfach waren die Dreharbeiten dann allerdings nicht: "Das Misstrauen war mit Händen zu greifen", sagt der hr-Redakteur. So kam es etwa, dass das Team zu einem verabredeten Dreh nach Berlin reiste, zum Risikozentrum der Bank. Nur leider wollte dort plötzlich kein Mitarbeiter bei der Arbeit gefilmt werden, geschweige denn vor der Kamera sprechen. Alle Bildschirme waren ausgeschaltet. Die erstaunten Journalisten bekamen dann schließlich ein einziges Interview – mit dem Leiter des Zentrums, dessen Auskünfte wenig konkret blieben.
Während der gesamten Recherchen habe das Unternehmen versucht, die Berichterstattung zu steuern. "Wir sollten ganz offensichtlich den erfolgreichen Neuanfang dokumentieren", sagt Ingo Nathusius. So habe ein Pressesprecher einmal gesagt: "Sie können das drehen, was wir Ihnen zeigen wollen." Ein Ansinnen, auf das sich das Team natürlich nicht eingelassen habe: "Wir hatten ja vorher schon klargestellt, dass wir den Film in jedem Fall machen – mit oder ohne die Mitwirkung der Deutschen Bank."
Den braungebrannten Managertyp von früher gibt es nicht mehr
Auf Vorstandschef John Cryan und seiner Führungsriege lastet die Erwartung, das Unternehmen endlich aus der Krise zu führen. Den braungebrannten Managertyp von früher, wie ihn noch Ex-Vorstandschef Rolf Breuer verkörperte, den gebe es nicht mehr, so Nathusius: "Heute sind das eher Technokraten, zupackende Leute." Einige hätten sogar einen Koffer inklusive Zahnbürste neben dem Schreibtisch, falls sie mal spontan wohin fliegen müssen. Entsprechend sähen auch die Büros aus. Groß, funktional und eher kalt. Vorstandschef Cryan sei nicht der Typ, der Grünpflanzen aufstelle und Fotos von den Lieben.
Lange Drehzeiten wurden dem hr-Team meist nicht zugestanden. Aber: Man bekommt einen Eindruck, wie die Vorstände miteinander umgehen, sagt Nathusius. Und unter welcher Anspannung sie stehen. Auch scheinbar Nebensächliches wirkte zuweilen wie eine Inszenierung. Die beiden Vize-Chefs Christian Sewing und Marcus Schenck beispielsweise hätten sich in lockerer Runde einmal gegenseitig überboten mit Fußballgeschichten und gar nicht wieder aufgehört – demonstrative Bodenständigkeit.